Siggi's Spur 1 Träume

Obwohl wir im Modelleisenbahnclub Bruchsal unsere Module in Spur H0 bauen, hat mich schon sehr lange die Spur 1 begeistert. Wenn die großen Fahrzeuge so auf Augenhöhe an einem vorbeirollen, dazu noch ein kräftiger Sound, ist das ein beeindruckendes Erlebnis.

Als ich 2002 durch einen Umzug plötzlich ein eigenes „Eisenbahnzimmer“ hatte, kam mir die Idee, dort ein kleines Betriebswerk zu bauen. Da man in Spur 1 in einem normalen Zimmer sowieso keine Anlage mit langer Strecke bauen kann, konnte ich auf einem BW wenigstens meine bis dahin gesammelten Fahrzeuge rangieren lassen und sie präsentieren.

So fing ich 2004 an, ein paar Module für die vorhandenen Platzverhältnisse zu bauen.

Dann begannen erste Stellproben und verschiedene Gleispläne wurden ausprobiert.

Alle hier gezeigten Fotos: ©Siegfried Huhn

 

Nachdem ich mich für einen Gleisplan entschieden hatte, suchte ich die richtigen Positionen für Wasserkran und Schlackengrube. Es war mir von Anfang an klar, daß ich aus Platzgründen nicht den genauen Ablauf eines BW darstellen kann.

So sägte ich an der ausgesuchten Stelle rechteckige Löcher in die Grundplatte und befestigte von unten die bereits farblich behandelten Gruben.

Jetzt ging es an die ersten Geländegestaltungen. Für den zukünftigen Wasserturm sollte in der Gleisabzweigung eine Erhöhung entstehen. Vor dem Lokschuppen und bei den Schlackengruben sollten die Schwellen fast nicht mehr zu sehen sein. Die Farben des Schotters wurden ausprobiert, die Gleise erhielten rostige Profile und die Umgebung um Gruben und späteren Lokschuppen wurden mit Heki Acrylfarben grob vorbehandelt.

Erneut wurden Stellproben, diesmal mit Lokschuppen, den eingebauten Schlackengruben, Wasserkran und dem Wasserturm gemacht. Der Wasserturm sollte zwar höher stehen, mußte aber auch noch unter die Dachschräge passen, wo die Anlage später aufgestellt wurde.

Die Gleise sind inzwischen eingeschottert. Durch das Beträufeln des Schotters mit dem Leim-Wassergemisch wurde der Farbton nach dem Trocknen wesentlich dunkler. Zuerst störte mich das, später merkte ich aber, daß der dunkle Ton ganz gut zur Stimmung eines BW‘s passt. Mit verschiedenen Abtönfarben strich ich den Geländeuntergrund grob vor, um einen Eindruck des Gesamtbildes zu erhalten. Dadurch wird auch vermieden, dass beim Streuen von Beflockungsmaterial noch blanker Untergrund durchschimmert.

Jetzt ging es los mit der Oberflächengestaltung. Die Bekohlungsanlage ist - aus Platzgründen - der Endpunkt meines Betriebwerkes. Hier fing ich an, mit Streumaterial, bestehend aus verschiedenen Grassorten, feinem Schotter, Sand, klein geklopften Kohlenstückchen, Ruß und ähnlichen Materialien die Atmosphäre rund um eine Bekohlung nachzugestalten.

Weiter ging es dann mit dem Bereich vor dem Lokschuppen und der Anhöhe, wo der Wasserturm stehen sollte. Auch hier wurden verschiedene Streumaterialien in den verdünnt aufgestrichenen Leim eingestreut. Um das ganze Gelände nicht zu dunkel werden zu lassen, wurden eher mittlere Farbtöne verwendet. Bei der Erhöhung in der Gleisabzweigung wurde der angebrachte Gips mit einer grauen Farbe gestrichen und beim Einstreuen extra einige Stellen freigelassen, um den Felsen etwas sichtbar zu lassen.

Nachdem ich nun die komplette Anlage mit Streumaterial gestaltet hatte, gefiel mir zwar das Gesamtbild, aber es musste jetzt noch die Atmosphäre eines Betriebswerkes geschaffen werden. Es fehlten die kleinen Szenen, die man an so einem Ort überall findet. Also ging es ans Überlegen und ans Basteln.

Mein Ziel war von Anfang an eine Anlage zu bauen, bei der möglichst viel selbst angefertigt und gebastelt ist. Mich stört schon immer, dass man in den gängigen Fachzeitschriften immer nur Anlagen bestaunen kann, bei denen ausschließlich Material, Zubehör und Zuarbeiten von den bekannten, hochpreisigen Firmen und Studios stammen.

Im Innern des Lokschuppens sollte ein Betonboden eben mit den Schienenoberkanten imitiert werden. Dazu nahm ich ein Styroporstück in der richtigen Stärke und schnitt dementsprechende Streifen, diese müssen zwischen die Schienen und die Innenkante des Lokschuppens passen. (Vorsicht: Genügend Platz lassen an der Innenseite der Profile für die Spurkränze der Loks) So sind gleichzeitig die Schienen im Boden bündig und der Lokschuppen ist durch die Styroporplatte in seiner Lage richtig fixiert beim Einsetzen.

Da ich zu einem Geburtstag Bauarbeiter von Preiser geschenkt bekam, wollte ich denen auch Arbeit geben. Sie bekommen später die Aufgabe, neben dem Wasserkran das undichte Wasserrohr auszugraben. Da ich auf dem gesamten BW eine 2 cm starke Styrodurplatte aufgeklebt habe war es einfach, mit einem Stemmeisen einen Graben herauszukratzen und ein Stück Leerrohr halb sichtbar einzugipsen. Ebenso wurden die Flächen ausgeschnitten, wo die Wasserkräne dann fast bündig mit dem Erdboden ihren Platz fanden.

Da ich zu unserem 35-jährigen MEC-Jubiläum mein Betriebswerk zum ersten Mal ausstellen wollte, musste jetzt noch die Ausschmückung mit Kleinteilen wie Figuren, Fässer, Paletten, alten Rohren und ähnlichem erfolgen. Auf dem Spur 1 Treffen in Sinsheim hatte ich vor einiger Zeit preiswerte Gebäude aus Karton der Firma JoWi mitgenommen, die ich nun mit Styropor verstärkt, als Hintergrund und optische Verlängerung neben dem Lokschuppen platzierte. Bei der Bekohlung baute ich einen Maschenzaun aus Fliegengitter mit gesammelten Holzstäbchen von abgeschossenen Silvesterraketen als Pfosten. Meine Bauarbeiter hatten jetzt ihre Baustelle, wobei die Grube zur Sicherheit der Preiserlein mit den bekannten Kaffeestäbchen als Schalung abgestützt wurde. Die alten Rohre entstanden aus abgeschnittenen Strohhalmen in unterschiedlichen Stärken, das Altmetall aus Resten der Bastelkiste. Alles wurde mit der Rostfarbe von Heki verschieden stark gealtert. Die ganze Atmosphäre der Anlage gefiel mir nun ganz gut und so ging ich, gespannt auf die Reaktion der Besucher, zur ersten Ausstellung mit meinem Betriebswerk.

Während der Ausstellung konnte ich viele Besucher beobachten, die sich regelrecht „der Anlage entlang schauten“. Auch kam ich mit vielen Leuten ins Gespräch, die sich für die vielen Kleinigkeiten interessierten und dann staunten, dass man das mit so einfachen Mitteln darstellen kann. Für mich war die positive Reaktion der Besucher eine Bestätigung, dass man auch ohne hohen finanziellen Aufwand eine sehenswerte Anlage bauen kann.

 

Was mich selbst beim Betrieb der Anlage störte, waren meine Fahrzeuge, die in ihrer „Plastikfarbe“ nicht zu ihrer Umgebung passten. Auch ihnen musste man den rauen Alltag ansehen. Obwohl meine Fahrzeuge nicht von hochpreisigen Herstellern, sondern meist von Eisenbahnbörsen gebraucht erstanden sind fiel es mir schwer, sie mit einer Farbe zu altern. Irgendwann gab ich mir mal einen Ruck und versuchte es doch. Das Ergebnis war in meinen Augen gar nicht schlecht, und so erhielten zuerst alle meine Wagen und später auch noch die Lokomotiven eine Alterung. Über den Grad der Alterung gibt es ganz unterschiedliche Vorstellungen und so sollte jeder für sich selbst entscheiden, wie das ganze am Schluss aussehen soll. Ich selbst bin mit dem Aussehen sowohl meines Betriebwerkes als auch der darauf fahrenden Fahrzeuge zufrieden und habe Freude daran, darauf zu rangieren.

Bei diesen 2 Videos sieht man, wie das BW jetzt aussieht. Was mir selbst nicht gefällt sind die klobigen Weichenantriebe, die bei den ganz alten Weichen halt Standard waren. Ich habe vor, diese irgendwann abzutrennen und von unten Servos einzubauen. Wenn ich dieses umsetze, werde ich wieder darüber berichten.

Fortsetzung folgt...

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© Marco Beiche